Das Thema zur 68. Jahrestagung der DGPuK vom 18. bis 20. Mai 2023 in Bremen ist die Automatisierung von Kommunikation und automatisierte Medien: Herausforderungen für die Kommunikations- und Medienwissenschaft

Die Automatisierung von Kommunikation und automatisierte Medien stehen für eine fundamentale Transformation der Bedingungen und Folgen der gesellschaftlichen Kommunikation: Mehr oder weniger „künstlich intelligent“ sind Medien nicht mehr nur Vermittlungsinstanzen von Kommunikation, sondern werden selbst zu automatisiert agierenden Systemen und Teilnehmern an Kommunikation. Erste Konzepte, mit denen diese Entwicklungen gefasst werden, sind die der „kommunikativen KI“ oder der „kommunikativen Roboter“. Die Phänomene und Beispiele, die mit solchen Begriffen gefasst werden, sind vielfältig. Intensiv wird die Rolle von Bots und algorithmischer Personalisierung auf Social Media-Plattformen beispielsweise bei der Verbreitung von „Fake News“ und „Hate Speech“ diskutiert. Systeme wie Amazon Alexa, Google Assistant oder Apple Siri verfügen über die Möglichkeit, mittels gesprochener Sprache mit Menschen zu kommunizieren. Gleichzeitig ist die Verbreitung solcher Systeme eng verbunden mit breiten Diskussionen um Daten(un)sicherheit, Überwachungskapitalismus und Datenkolonialismus, sie werfen aber auch Fragen der Kommunikationsbeziehung zwischen Mensch und Maschine auf. Automatisierung spielt des Weiteren im Journalismus eine zunehmend wichtige Rolle: journalistische Arbeitspraktiken ändern sich, wenn die automatisierte Generierung von Inhalten – von einfachen Formen automatisierter Datenaufbereitung im Datenjournalismus bis hin zu komplexen, auf maschinellem Lernen basierenden Systemen – Teil des Alltags wird und damit neue Kompetenzen und Rollen erforderlich macht. Chat Bots verbreiten sich in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, nicht nur im Computerspiel, sondern auch in PR und Organisationskommunikation sowie in der Kommunikation von öffentlichen Institutionen mit ihren Publika. Automatisierung bleibt bei all dem widersprüchlich: Die Kuratierung von digitalen Plattformen beispielsweise geschieht nie nur automatisiert, sondern Menschen spielen hier weiterhin eine wichtige Rolle, insbesondere wenn es um das „Reparieren“ von Kommunikationskonflikten geht. Dies zeigt wiederum deutlich, wo die Grenzen der Automatisierung von Kommunikation und automatisierten Medien liegen. Insgesamt verweisen diese Beispiele darauf, wie rasant sich Systeme automatisierter Kommunikation in der Gesellschaft etabliert haben, wie sie Teil unserer Medienumgebung geworden sind und damit von Domänen, Feldern und Systemen wie Öffentlichkeit, Journalismus, Politik und Wirtschaft, die von jeher im Zentrum medien- und kommunikationswissenschaftlicher Forschung stehen. All dies sind erhebliche Herausforderungen für die Kommunikations- und Medienwissenschaft: empirisch gesehen im Hinblick darauf, wie sich automatisierte Kommunikation und automatisierte Medien angemessen fassen lassen, theoretisch weil selbst bisherige Grundbegriffe wie die von Medien und Kommunikation in Frage gestellt werden. Mit der 68. Jahrestagung der DGPuK wollen wir all dies in dem gebotenen breiten Blickwinkel der Kommunikations- und Medienwissenschaft betrachten. Es soll dabei einerseits um eine Auseinandersetzung mit den Systemen der Automatisierung von Kommunikation und der menschlichen Interaktion mit diesen gehen. Andererseits interessieren die mit diesen verbundenen weitergehenden Dynamiken der (öffentlichen) Kommunikation.

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Einreichschluss für Extended Abstracts und Panelvorschläge zum Tagungsthema: 15. Oktober 2022
Einreichschluss für Vorschläge für „offene Formate“ und offene Panels: 15. Dezember 2022